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Etliche Unternehmen wurden seit der ersten Welle der Pandemie in eine Rezession gezwungen. Auch 2021 wird für die Branche eine extreme Belastungsprobe. Doch hat das Coronavirus Deutschlands wichtigsten Industriezweig Metall und damit die Wärmebehandlungsbranche infiziert?[nbsp]

Extreme Abhängigkeiten von der Automobilindustrie zeigen während der Pandemie ihre fatalen Folgen. Die stärksten Auswirkungen konnten bislang jedoch lediglich der ersten Corona-Welle zugeordnet werden. Seitdem stellt ein ganzer Industriezweig um und findet neue Mittel und Wege, sich mit den derzeitigen Marktverhältnissen zu arrangieren. Bislang konnten viele Betriebe nicht an das Vorkrisenniveau anschließen – eine Nachwirkung, die derzeit nur wenige Erkenntnisse hervorbringt.

Betriebliche Auswirkungen

Rund 80 Prozent der Betriebe sind von Produktionseinschränkungen betroffen und ein deutlicher Anstieg von Kurzarbeit prägt die Lage. Skizziert man das Zahlenmaterial, stehen viele Firmen mit dem Rücken zur Wand. Fehlende Nachfragen sind der Hauptgrund für geringere Leistungskapazitäten, zumal der Automobilsektor dramatisch in seinen Absatzzahlen schwächelt.

Durch die verbesserten Rahmenbedingungen der Kurzarbeit steht dennoch etwa der Hälfte aller Firmen keine Entlassungswelle bevor. Beschäftigte müssen sich derzeit mit durchschnittlich 44 Prozent weniger Arbeitszeit ihr Auskommen finden. Ohne Zweifel ist die Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeitregelung das bislang wichtigste Unterstützungsinstrument für Firmen und Mitarbeiter und bietet eine der effektivsten Perspektiven. Denn: Steigt die Nachfrage, lässt sich die Arbeitszeit sofort schrittweise ausweiten.

Neue Strukturen in Prozessketten[nbsp]

Nach deutlichen Verschärfungen, Engpässen und produktionstechnischen Totalausfällen dürfte auch das Jahr 2021 zur extremen Belastungsprobe werden. Durch die indirekte Auswirkung des Konsumverhaltens auf den Industriesektor verändert sich das vorgelagerte Investitionsverhalten. Fehlende Teile von Zulieferern innerhalb komplizierter Fertigungsketten sind nur ein Faktor des Problems. Viel schwerwiegender schlagen in dieser Situation schlecht evaluierte oder zu alte strukturelle Defizite zu Buche.[nbsp]

Eine logische Folge: Neben allen anderen Industriezweigen sucht auch der Wärmebehandlungssektor nach Lösungen. Robustere Prozesse sind eine davon, mehr Digitalisierung die andere. Diese Versäumnisse aus der Vergangenheit wirken sich negativ aus. Zumindest für eine bestimmte Zeit. Zu erkennen ist, dass die meisten Betriebe nach deutlich mehr Digitalisierungslösungen suchen, um ihre Abläufe besser koordinieren und zeitsparender agieren zu können. Im Wettbewerb um die bis dato zahlungskräftige Automobilbranche braucht es innovative Ansätze – und jetzt scheint die richtige Umstellungsphase für viele Unternehmen.

Ein weiterer Knackpunkt in der Verwundbarkeit des Systems: internationale Zulieferer. Noch nie wurde binnen weniger Wochen die Abhängigkeit von asiatischen Märkten so deutlich wie in der Corona-Pandemie. Ein Problem, dem sich ganz Europa nun stellen muss.
Auch aus dem Reich der Mitte gelangten 2020 kaum positivere Zahlen an die Öffentlichkeit. Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent im Februar 2020 im Vergleich zum Vorjahr und 42 Prozent im kompletten ersten Quartal 2020– für das leistungsorientierte China eine reine Katastrophe. Besorgniserregend sind allerdings die engen Zusammenhänge zwischen funktionierenden Produktionsketten in Europa und der Zulieferung einzelner Module aus Asien, als auch der Absatz etwaiger Produkte in Fernost. Derzeitiger Lichtblick: durch die offizielle Beendigung der Coronakrise durch Dekret der chinesischen Regierung ziehen die Zahlen in China wieder an; was auch die deutschen Industrieunternehmen wieder zu spüren bekommen. Die Abhängigkeit jedoch bleibt.

Keine Chance für Fachausstellungen

Pandemische Auswirkungen offenbaren sich nicht nur in der Produktion, sondern auch schon in der Geschäftsanbahnung. Fachausstellungen wurden verschoben oder gänzlich abgesagt, berufliche Reisen auf ein absolutes Mindestmaß reduziert. Empfangen wird nur noch, wer zur Aufrechterhaltung der Prozesse unbedingt vor Ort sein muss. Verkaufsgespräche verlagern sich in Videokonferenzen; die Neukundenakquise ist nahezu zum Erliegen gekommen. Doch Produktionsausfälle und Verzögerungsentscheidungen bei wichtigen Fragen der industriellen Ausrüstung verwirren die Lage noch zusätzlich. Aufgrund der prekären Situation investieren Unternehmen primär in Hygienemaßnahmen. Betriebe, welche schon während der ersten Lockdown-Phase neue Lösungen geplant und in wenigen Monaten umgesetzt haben, erleben nun im weiteren Verlauf der Pandemie einen kleinen Wettbewerbsvorteil.

De facto verzeichnen Härtereien gerade eine totale Umstrukturierung der Geschäftsprozesse. Leerstehende Öfen und Anlagen müssen weit über die vorgesehenen Wartungsintervalle betrieben werden. Dienstleister der Industrie sollen die wenigen vorhandenen Aufträge innerhalb kürzester Zeit abwickeln. Erhöhte Lagerbestände sind für die Unternehmen zum einen kostenintensiv, zum anderen braucht die Branche aber Zulieferer, die schnell, möglichst aus Lagerbestand liefern können, um die Betriebe am Laufen zu halten. Eine Zwickmühle!

Potenziale durch die Krise

Ob sich zeitnah in der Wärmebehandlungsbranche ein Digitalisierungsschub, ausgelöst durch die Corona-Pandemie nachweisen lässt, bleibt aktuell offen. Fest steht, dass die Produktion Verluste hinnehmen musste und nun versucht, diese mittels effizienteren Verarbeitungs- und Herstellungsmethoden homogener auszugleichen.

Im kausalen Zusammenhang zwischen Corona-bedingten Maßnahmen, Produktionsverlusten, Kurzarbeit und internationalen Lieferabhängigkeiten ist dokumentiert: Aus einer derart globalen Krisensituation können sich auch Chancen ergeben. Vor allem für all jene Betriebe aus der Wärmebehandlungsbranche, die bereit sind, Abläufe und Kosten der eigenen Produktivität zu hinterfragen. Überdenken müssen auch die Unternehmen ihre Rolle im Markt. Der eigene Fokus sollte auf die individuellen Stärken ausgelegt sein, anstatt sich in jeder Produktsparte etablieren zu wollen. Eine Rückbesinnung zu den eigentlichen Präferenzen und eine daraus resultierende Wandlung lässt sich bereits im direkten Vergleich zu 2020 erkennen. War der erste Lockdown weitgehend von einem totalen Produktionseinbruch begleitet, meistert 2021 eine wesentlich größere Anzahl von Betrieben die Corona-Schwierigkeiten.

Tendenziell nutzten Konzerne überdurchschnittlich häufig das Modell der Kurzarbeit, während heimische Zulieferunternehmen sofort versuchten, eine kundenindividuelle Nische zu finden und komplexe Auftragsanforderungen zu erfüllen.[nbsp]

Spezialisierte Härtereien konzentrieren sich auf einen stärkeren Ausbau digitaler Anlagentechnik, um der langsamen Entwicklung in Richtung Normalität einen wichtigen Schritt voraus zu sein. Bereits in anderen Krisen waren internationale Handelsbeziehungen und Exporte der rettende Anker für unterschiedliche Branchen.

Erholung durch Konjunkturprogramme?[nbsp]

Die Auswirkungen auf den Wärmebehandlungssektor unterstreichen die komplizierten Zusammenhänge ganzer Industrien und verdeutlichen einmal mehr das fragile Fundament der Wirtschaft. Ähnlich der Finanzkrise von 2008/09 nutzen engagierte Unternehmen die Krise, um wichtige Erfahrungen zu sammeln und sich zu restrukturieren und besser aufzustellen. Autoprämien sind eine Möglichkeit, Verbraucher und somit die Wirtschaft anzukurbeln. Doch sind Prämien mit Sicherheit nicht die Heilsbringer; die wahre Erlösung in allen Corona-Fragen zeigt eindeutig auf eine medizinische Lösung – und die liegt nicht im Ermessen der Wärmebehandlungsbranche.

Lassen Sie uns im Austausch bleiben!

Die Corona-Pandemie zeigt uns einmal mehr wie wichtig der gegenseitige Austausch ist. Nur zusammen bewältigen wir diese schwere Zeit, daher möchte ich Sie zu einem regen Austausch einladen:

  • Welche konkreten Auswirkungen hat die Pandemie auf Ihr Unternehmen/auf Ihren Arbeitsplatz?
  • Welche Entwicklungen sehen Sie in der Wärmebehandlungsindustrie als Folge der Pandemie?
  • Welche Rolle spielt die aktuelle Lage in Hinblick auf unser nachfolgendes Thema „Die Entwicklung für die Branche weg vom Verbrennungsmotor“ (siehe auch unseren Blogbeitrag „Verbannung der Verbrennungsmotoren“ vom September 2017)?

Nutzen Sie die Kommentarfunktion unseres Blogs und tauschen Sie sich mit uns aus!

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Quellen:
https://www.destatis.de/

https://www.isi.fraunhofer.de/

https://www2.deloitte.com/